Demenz

Eine Demenz (lateinisch dementia) bedeutet den Verlust von geistigen bzw. kognitiven Fähigkeiten. Dieser Verlust führt zu Schwierigkeiten im Alltag, zu emotionalem Leiden, häufig zu Konflikten mit dem sozialen Umfeld und zu einem kontinuierlichen Autonomieverlust.

Ab einem gewissen Verlust von Alltagsfertigkeiten leben die meisten Betroffenen in einem Pflegeheim. Die Behandlung demenzkranker Patienten findet meistens am Wohnort zuhause oder im Heim statt. Die genaue Analyse aller medizinischen und sozialen Faktoren sowie der Wohnsituation eröffnet Möglichkeiten, die Lebensqualität demenzkranker Menschen zu verbessern.

 

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«Vor drei Monaten verstarb meine Mutter nach über 60 glücklichen Ehejahren.»

Mein Vater ist 89 Jahre alt und lebt seitdem allein. Als meine Ehefrau und ich ihn am vergangenen Wochenende besucht haben, fiel uns auf, dass der Kühlschrank fast leer war, schmutzige Wäsche stapelte sich im Bad und es lagen viele ungeöffnete Briefe auf dem Küchentisch. Mein Vater gab ausweichende Antworten und wiederholte sich immer wieder. Auf keinen Fall möchte er deswegen zum Hausarzt gehen oder die Hilfe der Spitex in Anspruch nehmen.  Reto K., 63 Jahre alt

Die Zusammenarbeit mit Pflegeteams in den Heimen, der Spitex, mit Angehörigen und Hausärzten ist zentral. Das Ziel der gemeinsamen Behandlung ist der Erhalt von grösstmöglicher Autonomie und Lebensqualität für demenzkranke Menschen.

Zu Beginn einer Demenzerkrankung ist es wichtig, Vorkehrungen für den Verlauf der Erkrankung auf verschiedenen Ebenen zu treffen. Verschiedene Möglichkeiten des Umgangs mit der Erkrankung sollten geprüft werden. Eine Patientenverfügung und ein Vorsorgeauftrag sollten erstellt werden.

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«Meine Mutter ist 77 Jahre alt und lebt wegen ihrer Vergesslichkeit in einem Alterszentrum..»

In letzter Zeit ist sie immer wieder weinerlich, obwohl sie immer ein positiver Mensch war. Vor ein paar Tagen hat sie in der Nacht geschrien, so dass die Nachtwache sie trösten musste. Ausserdem ist sie am Tag ruhelos und läuft ständig hin und her. Ich habe das Gefühl, dass es ihr schlecht geht. Elisabeth F., 58 Jahre alt

Erwartungen an das soziale Umfeld für die Begleitung im Fall einer Demenzerkrankung sollten geklärt werden. Sollte die oder der Betroffene entscheiden, den gesamten Verlauf oder einen Teil der dementiellen Entwicklung nicht erleiden zu wollen, ist dies zu respektieren. Auch bei der Vorbereitung eines Freitodes (assitstierter Suizid mit EXIT) bei beginnenden Demenz ist fachärztlich-alterspsychiatrische Unterstützung möglich.

Im Verlauf einer Demenzerkrankung leiden die meisten Betroffenen unter Verhaltensauffälligkeiten, die auch deshalb herausforderndes Verhalten genannt werden, weil sie eine Belastung für das Umfeld darstellen können. So kommt es häufig zu verbaler Aggressivität, körperlicher Unruhe oder Apathie.

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«In letzter Zeit vergesse ich immer wieder Termine. Das ist mir früher nie passiert»

Letztlich hatte ich Mühe, den Heimweg zu finden, als ich an einer fremden Adresse war. Ich verlege öfter Gegenstände in meiner Wohnung und habe immer Schwierigkeiten, Wörter zu finden. Ist das der Beginn einer Demenz? Ein Leben in Abhängigkeit kann ich mir nicht vorstellen. Welche Möglichkeiten habe ich? Urs M., 83 Jahre alt

Viele Betroffene leiden zusätzlichen zu den kognitiven Defiziten auch seelisch unter Depression, Angst, Wahn und Halluzinationen. Zum Teil können diese Symptome im Rahmen des kognitiven Abbaus erklärt werden. Das Ziel einer Deutung der Symptome ist, gezielt zu intervenieren.

Zur Behandlung dieser Symptome steht eine Vielzahl von nicht-medikamentösen Methoden zur Verfügung, die unbedingt genutzt werden müssen, bevor Psychopharmaka eingesetzt werden.

Bei der alterspsychiatrischen Behandlung von demenzkranken Menschen ist es wichtig, Körper, Geist und Seele gleichermassen im Blick zu haben. Körperliche Beschwerden wie zum Beispiel Schmerzen oder Entzündungen führen häufig zu seelischem Leiden. Die Einnahme vieler verschiedener Medikamente und deren Wechselwirkungen (Polypharmazie) können den Verlust von geistigen Fähigkeiten verstärken, zu seelischem Leiden führen und das Verhalten negativ beeinflussen.

«Lebensqualität und De­menz schliessen sich nicht aus.»
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«Lebensqualität bei Demenz bezieht sich vor allem auf den Moment, den wir gerade erleben. Die Fokussierung auf den Moment tut uns allen ebenfalls immer wieder gut.»