Altersdepression

Das Alter und vor allem das hohe Alter ab 80 Jahren ist mit meistens langsam zunehmenden Einschränkungen verbunden: Die Leistungsfähigkeit sinkt. Der Stoffwechsel verändert sich. Der Alterungsprozess betrifft alle Körperfunktionen. Fragen der Gesundheit treten in den Vordergrund. Wie schnell oder wie langsam das Altern des Körpers fortschreitet, ist von Mensch zu Mensch verschieden und lässt sich zum Teil durch einen gesunden Lebensstil beeinflussen. Trotz aller Einschränkungen kann auch das hohe Alter eine sehr reiche und wichtige Lebensphase sein. Ob das hohe Alter als Geschenk oder als Last empfunden wird, hängt auch von inneren Haltungen ab. Es kann eine Chance sei, nicht mehr in der Arbeitswelt aktiv zu sein und Verantwortung an die nächste Generation oder Dritte delegieren zu können. Es kann jedoch auch als ständige Kränkung empfunden werden, nicht mehr so leistungsfähig zu sein wie früher.

Logo von Dr med Ulrich Erlinger M.P.H.

«Es macht mich traurig zu sehen, wie ich immer einsamer werde.»

Martha ist seit 8 Jahren verwitwet: Wieder ist vor einem halben Jahr eine gute Freundin und Nachbarin verstorben. Mit ihr hatte ich regelmässig Ausflüge gemacht und kulturelle Veranstaltungen besucht. Es macht mich traurig zu sehen, wie ich immer einsamer werde. Seit ein paar Wochen schlafe ich schlecht und habe am Morgen einen grossen Druck auf der Brust. Ich frage mich, wozu ich überhaupt noch da bin. Ich esse kaum noch und habe stark abgenommen. Martha S., 81 Jahre alt

Herausforderungen meistern

Körperliche Beschwerden können als Bedrohung wahrgenommen werden oder als Ausdruck des unvermeidlichen Alterungsprozesses akzeptiert werden. Zu den typischen Zeichen des Alterns gehören ein veränderter Gang und abnehmende Mobilität, ein weniger stabiler Stoffwechsel und eine steigende Anfälligkeit für Infekte, teilweise Inkontinenz, ein leichter intellektueller Abbau, Schlafstörungen, ein sozialer Rückzug, Potenzprobleme sowie Seh- und Hörstörungen. Nicht selten kommen finanzielle Probleme hinzu. Auch Folgeprobleme der medizinischen Behandlung verschiedener chronischer Erkrankungen (Polypharmazie) erschweren das Altern.

Entsprechend der mit dem Alter verbundenen Einschränkungen sind hochbetagte Menschen eine der grössten Patientengruppen in Spitälern. Sie sind häufig auf stationäre Pflege angewiesen und leben deshalb in einem Heim. Die meisten hochbetagten Menschen leben allerdings zum Glück zuhause und werden von Angehörigen oder Dritten aus ihrem sozialen Umfeld unterstützt. Die Spitex und ambulante ärztliche Dienste sind wichtige Pfeiler der ambulanten Unterstützung hochbetagter Menschen. Soziale Dienste runden die Unterstützung hochbetagter Menschen ab.

Logo von Dr med Ulrich Erlinger M.P.H.

«Mein Vater klingt am Telefon in letzter Zeit traurig.»

Mein Vater klingt am Telefon in letzter Zeit traurig. Seit dem Tod meiner Mutter vor zwei Jahren hatte er sich zunächst von seiner Trauer erholt. Nun habe ich von Freunden des Vaters erfahren, dass er nicht mehr an seiner Jass-Runde teilnimmt. In den vergangenen drei Wochen kam es zweimal vor, dass er zwei Tage lang das Telefon nicht mehr abnahm, obwohl er zuhause war. Bei der Hausärztin war er schon Monate nicht mehr. Roger B., 51 Jahre alt

Funktionsverluste kompensieren

Körperliche und intellektuelle Einschränkungen sowie Verluste (Kompetenzen, Aktivitäten, soziale Kontakte) im hohen Alter bedeuten eine psychische Herausforderung. Gelingt es, die Nachteile des Alterns und das näher kommende Lebensende zu akzeptieren, die Vorteile des Alterns wahrzunehmen und die richtige Hilfe zur richtigen Zeit in Anspruch zu nehmen, kann auch das hohe Alter sinnhaft und zufrieden mit guter Lebensqualität erlebt werden, wenn Beschwerden und Einschränkungen nicht zu stark sind. Gelingt das Zusammenspiel aus Akzeptanz, innerer Haltung gegenüber dem Alter, sinnvoller Behandlung der medizinischen Probleme, Anpassung des Alltags an Einschränkungen und Annahme von Hilfe nicht, sind häufig auch bei bis dahin psychisch völlig gesunden Menschen Angst, Schlafstörungen und Depression die Folge. Die Lebensqualität sinkt massiv. Aufgrund der Depression verstärken sich die Ursachen für die Depression und eine Abwärtsspirale beginnt.

Bei der Behandlung von Depression im Alter werden zunächst alle Faktoren analysiert, die für die Entstehung einer solchen Depression im Alter eine Rolle spielen: Chronische Erkrankungen mit Medikation, Laborwerte, EKG, Funktionalität, Beziehungsnetz, Wohnsituation, Biographie, innere Haltungen in Bezug auf das Alter und den Tod. Fast immer werden bei dieser Analyse Möglichkeiten entdeckt, die Lebensqualität deutlich zu verbessern. Die Ausschöpfung dieser Möglichkeiten ist Gegenstand der alterspsychiatrischen Behandlung gemeinsam mit den Schnittstellenpartnern. Weil die Betroffenen meistens ihr ganzes Leben lang gesund waren und über viele Ressourcen verfügen, sind Behandlung häufig kurz und nach wenigen Terminen erfolgreich.

«Nach ein paar Terminen bei Dr. Erlinger sah ich wieder eine Perspektive.»

Logo von Dr med Ulrich Erlinger M.P.H.

«Mir wurde klar, wie ich mich am besten auf das Alter vorbereiten konnte.»